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Tag "Questlove"

Gestern bei der Vorpremiere von The Black Power Mixtape 1967-1975 im Mk2 Beaubourg gewesen, ein Film, der auf wiederentdecktem Filmmaterial basiert, welches über dreißig Jahre lang in den Archiven des schwedischen Fernsehens verschollen war. Für jemanden, der mit diesem Thema und Abschnitt in der US-Amerikanischen Geschichte noch nicht bewandert ist, kann der Film als eine gute Einleitung dienen. Für Experten dieser Zeit ist er hauptsächlich wegen des noch nie gesehenen Materials interessant.

In seinen besten Momenten überlässt der Film den charismatischen Aktivisten wie Stokley Carmichael und Angela Davis ganz die Bühne. Diese historischen Aufnahmen werden kontrapunktiert von zeitgenössischen Kommentaren von Persönlichkeiten wie Questlove, Talib Kweli und Erykah Badu, die erklären, welchen Einfluss die radikalen schwarzen Aktivisten der sechziger und siebziger Jahre auf ihr eigenes Denken hatten, oder, wie im Fall von Talib Kweli, der 2001 von der Polizei festgehalten und verhört wurde, weil er sich Reden von Stokley Carmichael angehört hatte, welche Konsequenzen sie auch heute noch mit sich bringen können.

Zeitweise erscheint es, als ob der Film um jeden Preis versucht, das ganze wiedergefundene Material unterzubringen, egal, ob es in die narrative Logik passt oder nicht. So erfährt der Betrachter nicht nur über die radikalen politischen Bewegungen der Zeit, sondern auch über eine Kontroverse zwischen dem schwedischen Fernsehen und der US-Zeitschrift TV Guide, welche die Fernsehstation des Antiamerikanismus bezichtigt. Ebenso kursorisch wird das Drogenproblem in den schwarzen Ghettos anfang der siebziger Jahre behandelt – obwohl hier durchaus eine Verbindung zum politischen Aktivismus durchaus besteht und auch herausgestellt wird, bleibt der Eindruck, dass dieses Thema viel zu kurz behandelt wird.

Trotz dieser Schwächen ist The Black Power Mixtape ein sehenswerter Film, und sei es auch nur, weil er von einem viel zu wenig präsenten Phänomen in der amerikanischen Geschichte handelt: Den letzten, echten revolutionären Bewegungen in den USA des zwanzigsten Jahrhunderts. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Film einen breiten Vertrieb findet, und nicht den Rest seiner Existenz in obskuren Dokumentarfilmfestivals fristen muss.

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MK2
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Rezension der New York Times