— rabatjoie

1978 bringt die schweizer post-punk band Kleenex (später LiLiPUT) die Single „Nice“ heraus, das dazugehörige Video ist hier zu sehen. Bemerkenswert sind auch die (Bühnen)Namen der vier Musikerinnen: Regula Sing (Gesang), Marlene Marder (Gitarre), Klaudia Schiff (Bass) und Lislot Ha (Schlagzeug). Hauptsächlich dient dieser Post dazu, den englisch- und französischsprachigen Lesern eine Übersetzung des deutschen Textes zu liefern – trotzdem hier noch einmal ein Transkript des Songtextes:

Oh sie sind so hübsch,
oh sie sind so nett.
Rosarot das mögen sie,
hellblau das tragen sie.
Die kleinen weissen Pudel,
oh, so naiv im Rudel.

Sie brauchen dich nicht,
sie können alles kaufen.
Rosarot das mögen sie,
hellblau das tragen sie.
Die kleinen schwarzen Pudel,
oh, so naiv im Rudel.

Sie denken was du denkst,
sie sagen was du sagst.
Sie können alles kaufen,
sie können nicht träumen.
Rosarot das mögen sie,
hellblau das tragen sie.

Oh sie sind so hübsch,
oh sie sind so nett.
Rosarot das mögen sie.
hellblau das tragen sie.
Die kleinen schwarzen Pudel
oh, so naiv im Rudel

Sie müssen nicht denken,
sie sind so leicht.
Rosarot das mögen sie,
hellblau das tragen sie.
Die kleinen schwarzen Pudel,
oh, so naiv im Rudel.

Ich lese gerade Céline:

Louis-Ferdinand Céline: Voyage au bout de la nuit. Paris: Gallimard, 1952, p. 36

Le canon pour eux c’était rien que du bruit. C’est à cause de ça que les guerres peuvent durer. Même ceux qui la font, en train de la faire, ne l’imaginent pas. La balle dans le ventre, ils auraient continué à ramasser de vieilles sandales dur la route, qui pouvaient «encore servir». Ainsi le mouton, sur le flanc, dans le pré, agonise et broute encore.

Ein Zitat aus Elfriede Jelineks Dankesrede zur Verleihung des Heinrich-Böll-Preises 1986:

In den Waldheimen und auf den Haidern dieses schönen Landes brennen die kleinen Lichter und geben einen schönen Schein ab, und der schönste Schein sind wir. Wir sind nichts, wir sind nur was wir scheinen: Land der Musik und der weißen Pferde. Tiere sehen dich an, sie sind weiß wie unsere Westen, und die Kärntneranzüge zahlreicher Bewohner und deren befreundeter Politiker sind braun und haben große Westentaschen, in die man viel hineinstecken kann. So sieht man sie in der Nacht nicht allzu deutlich, diese mit dem Geld befreundeten Politiker und deren Bewohner (das Wahlvolk, das Volk ihrer Wahl, das die Politiker in ihren Herzen herumtragen), wenn sie wieder einmal slowenische Ortstafeln demolieren gehen. Vielen von ihnen würden, nach eigener Aussage, gern noch einmal nach Stalingrad gehen, wenn sie nicht die ganze Zeit damit beschäftigt wären, die Kommunisten im eigenen Land zu bekämpfen.

Der ganze Text ist hier einsehbar.

Oben das Musikvideo zu Primal Screams Song Kowalski, von dem 1997 erschienenen Album Vanishing Point. Wir beobachten, wie Kate Moss und Devon Aoki (die später in Sin City in der Rolle der Miho zu sehen ist) einen Dodge Challenger stehlen – den gleichen Wagen, der eine prominente Rolle in dem Film Vanishing Point von 1971 spielt. Die Mannequins fahren in London herum, verprügeln einen Typen in seiner Wohnung, ketten ihn ans Bettgestell und überlassen ihn der Klatschpresse. Später schlagen sie zwei Bandmitglieder in einem Pub K.O. und lassen sie im Hafenviertel Londons liegen.

Im Film von 1971 rast Kowalski mit Speed zugeknallt in einem weißen Dodge Challenger von Denver nach San Francisco, gegen die Uhr, die Polizei, und gegen die herannahenden Siebziger. Die Stimme, die im Video zu hören ist, gehört dem blinden DJ Super Soul, der Kowalski per Radioemission bei seiner Odyssee begleitet. Im Duktus eines Predigers besingt er den Helden Kowalski folgendermaßen:

This radiostation was named Kowalski
In honour of the last american hero
To whom speed means freedom of the soul

There goes the Challenger
Being chased by the blue blue meanies on wheels
The vicious traffic squad cars
Are after our lone driver

The last American hero
The electric centaur, the demi god
The super driver of the golden west
Two nasty Nazi cars are close behind
The beautiful lone driver
The police number are getting closer, closer
Closer to our soul hero, in his soul mobile
Yeah baby, they’re about to strike
They’re gonna get him, smash him
Rape the last beautiful free soul on this planet

Zehn Jahre später macht Quentin Tarantino Death Proof, und auch hier fahren schöne Frauen in einem Dodge Challenger herum, um Typen zu verprügeln. Die Vanishing-Point-Referenz wird dem Zuschauer dabei schon fast unangenehm aufdringlich unter die Nase gerieben, während die offensichtliche Inspiration durch das 1997er Primal-Scream-Video ganz diskret unter den Tisch fällt.

Es sieht so aus, als ob ein neuer Akira-Film in der Mache ist, mit hauptsächlich westlichen Schauspielern. Dieser Typ wird Kaneda spielen, und die Rolle von Kei wird von dieser charmanten Dame hier interpretiert werden. Ich sag ja nur.

Gestern bei der Vorpremiere von The Black Power Mixtape 1967-1975 im Mk2 Beaubourg gewesen, ein Film, der auf wiederentdecktem Filmmaterial basiert, welches über dreißig Jahre lang in den Archiven des schwedischen Fernsehens verschollen war. Für jemanden, der mit diesem Thema und Abschnitt in der US-Amerikanischen Geschichte noch nicht bewandert ist, kann der Film als eine gute Einleitung dienen. Für Experten dieser Zeit ist er hauptsächlich wegen des noch nie gesehenen Materials interessant.

In seinen besten Momenten überlässt der Film den charismatischen Aktivisten wie Stokley Carmichael und Angela Davis ganz die Bühne. Diese historischen Aufnahmen werden kontrapunktiert von zeitgenössischen Kommentaren von Persönlichkeiten wie Questlove, Talib Kweli und Erykah Badu, die erklären, welchen Einfluss die radikalen schwarzen Aktivisten der sechziger und siebziger Jahre auf ihr eigenes Denken hatten, oder, wie im Fall von Talib Kweli, der 2001 von der Polizei festgehalten und verhört wurde, weil er sich Reden von Stokley Carmichael angehört hatte, welche Konsequenzen sie auch heute noch mit sich bringen können.

Zeitweise erscheint es, als ob der Film um jeden Preis versucht, das ganze wiedergefundene Material unterzubringen, egal, ob es in die narrative Logik passt oder nicht. So erfährt der Betrachter nicht nur über die radikalen politischen Bewegungen der Zeit, sondern auch über eine Kontroverse zwischen dem schwedischen Fernsehen und der US-Zeitschrift TV Guide, welche die Fernsehstation des Antiamerikanismus bezichtigt. Ebenso kursorisch wird das Drogenproblem in den schwarzen Ghettos anfang der siebziger Jahre behandelt – obwohl hier durchaus eine Verbindung zum politischen Aktivismus durchaus besteht und auch herausgestellt wird, bleibt der Eindruck, dass dieses Thema viel zu kurz behandelt wird.

Trotz dieser Schwächen ist The Black Power Mixtape ein sehenswerter Film, und sei es auch nur, weil er von einem viel zu wenig präsenten Phänomen in der amerikanischen Geschichte handelt: Den letzten, echten revolutionären Bewegungen in den USA des zwanzigsten Jahrhunderts. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Film einen breiten Vertrieb findet, und nicht den Rest seiner Existenz in obskuren Dokumentarfilmfestivals fristen muss.

Links:

Offizielle Webseite
MK2
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Rezension der New York Times

Ich lese William Faulkners Sanctuary von 1931:

William Faulkner: Sanctuary. London: Vintage Books, 2011 (1931), p. 114-115

He changed again. The waiting crowd was composed half of young men in collegiate clothes with small cryptic badges on their shirts and vests, and two girls with painted small faces and scant bright dresses like identical artificial flowers surrounded each by bright and restless bees. When the train came they pushed gaily forward, talking and laughing, shouldering aside older people with gay rudeness, clashing and slamming seats back and settling themselves, turning their faces up out of laughter, their cold faces still toothed with it, as three middle-aged women moved down the car, looking tentatively left and right at the filled seats.

Look out honey, ‚cause I’m using technology

[ I.P. & the Stooges ]

Into the ear of every anarchist
that sleeps but doesn’t dream
we must sing
we must sing
we must sing

[ Bright Eyes ]

There is a mean poem about the Leid-Stadt, by a German man named Mr. Rilke. But we will not read it, because we are going to Happyville.